Originelles Spektrum gepflegt arrangiert


Als originelle Gestalterinnen präsentieren Irene Siegrist (Gemälde) und Esther Spychiger (Keramik) eine Auslese ihrer Werke in der Ötlinger Galerie Hanemann.

Weil am Rhein-Ötlingen (bn). In eine Fantasiewelt von großem poetischen Reiz entführt die neue Gast-Ausstellung in der Ötlinger Galerie Hanemann. Die Malerin Irene Siegrist und die Keramikerin Esther Spychiger, beide in Basel zu Hause, teilen sich hier den großen Raum im ersten Stock mit einer Auslese ihrer abstrakten bis surrealistischen Kreationen. Dabei überzeugt die Werkschau nicht nur durch solide gestalterische Qualität, sondern auch durch ihre schlüssige Gliederung und das sehr geschmackvolle, kontrastbetonte Arrangement. Irene Siegrist kultiviert in ihren vorwiegend in gedeckten Erdfarben (viele Grau-, Braun- und Okertöne) ausgeführten Acrylgemälden, die sie dezent mit Pigmenten, Sanden und anderen Naturmaterialien anreichert, eine Art lyrischen Expressionismus von individuellem Ausdrucksgehalt. Dabei wirken die durch feine lineare Ergänzungen strukturierten Arbeiten wie organisch gewachsene Gebilde. Die Ausstellerin scheint sich bei ihrem schöpferischen Tun unbewusst am Emil Noldes Postulat, „je weiter man sich von der Natur entfernt und dennoch natürlich bleibt, umso größer ist die Kunst“, zu orientieren. Es sind Bilder, die zum angenehmen betrachtsamen Verweilen einladen und - soweit mit Titeln wie „Landcape“, „Talfahrt“, „Rotation“ oder „Am Wind“ versehen - auch spontan definierbar sind. Diesem poetischen Spektrum stellt Esther Spychiger ihre teils witzig-kuriosen, teils hauchzart-filigranen keramischen Objekte gegenüber. Das sind einmal die mit Engobe-Malerei oder mit individuell entwickelten Glasuren dekorierten, bei 1250 Grad Celsius gebrannten Steinzeug-Kreationen, die vielfach als kurios-witzige Gefäß-Mischwesen daherkommen, auf dutzendweise applizierten Krabbelbeinen davonzulaufen scheinen und ihre Gestalterin als eine Künstlerin ausweisen, die unanfechtbares handwerkliches Können mit unbändigem schöpferischen Ideenreichtum vereint. Sichtbar ist dies genauso in den transluziden Porzellanbechern, die nur aus ihren hauchdünnen Dekorelementen (meist Blumenornamente) zusammengefügt sind. Angereichert wird die Kollektion durch Miniaturgefäße aus Porzellan, wie Pralinenschälchen, Bonsai-Badewännchen und weiteren Winzlings-Objekten – allesamt originelle Zeugnisse witziger Gestaltungsideen und einer skurrilen, auf Verwandlung abzielenden Fabulierlust der Ausstellerin. Ausstellungsdauer bis Mitte Juni, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr. Weitere Informationen im Internet unter www.kunstdruckwerkstatt.de.

Foto: Walter Bronner